Der Lehrer auf der Bühne im Klassenzimmer
Herr Kaj Hanns Reinhard Brunner beschreibt die Bühne in ihrer Entstehunggeschichte und im Psychodrama. Diese Arbeit entstand im Rahmen des pädagogischen Moduls " Psychodrama zur Selbstreflexion" an der Technischen Universität Darmstadt.
Funktion der Bühne
Im Theater beziehungsweise im klassisch griechischen Drama sind die Ursprünge des Psychodramas verortet, wobei die Bühne ein wichtiges Grundelement beider Kunstformen ist und im Psychodrama eines der Grundinstrumente bildet.
Die Bühne ist im Allgemeinen eine von den Zuschauern abgegrenzte, meist erhabene Spielfläche für szenische Darstellungen. Sie symbolisiert die räumliche Trennung zwischen der fiktiven Wirklichkeit des Dramas und der realen Wirklichkeit des Publikums, wobei darauf zu achten ist, dass trotz dieser Trennung von Realitätsebenen die auf der Bühne ablaufende Dynamik nicht am Bühnenrand endet, sondern die gesamte Gruppe erfasst.
Mit dieser Trennung entsteht ein Schnittpunkt von innerer und äußerer Welt, der eine Raumsynthese als weitere Funktion der Bühne darstellt.
Die Bühne sollte frei von Fremdenergien in Form von Fremdgegenständen sein, das heißt die optimale Bühne ist zunächst leer, damit sie möglichst frei gestaltet werden kann.
Ist die Bühne nicht frei davon, werden diese Fremdgegenstände durch die Bühne in die Realitätsebene des Spiels transformiert, allerdings unverwandelt. Das Geschehen des Spiels wird empfindlich gestört und kann schlimmstenfalls seine eigene energetische Dynamik nicht entfalten.
Durch Dekorationen, Malerei, Architektur und Requisiten wird nun die fiktive räumliche Wirklichkeit des Dramas realisiert und die Wirklichkeit des Protagonisten dargestellt. Die Bühne gewinnt die Funktion der Verwandlung: So wird ein Stuhl zu einem Thron, ein Tisch kann beispielsweise eine Insel, Höhle oder Floß verkörpern und der imaginäre Raum der Bühne wird zum Leben erweckt. Die Bühne verwandelt sozusagen Ausstattungsgegenstände und Requisiten in Artefakte des Spiels und transformiert sie in dessen Realitätsebene.
Im alten Rom gab es drei verschiedene Formen von Bühne: der Circus, das Amphitheater und das Theater. Das moderne europäische Theater wurde durch die Römer stark geprägt.
Die Römer bauten funktionelle Bühnen, die ein ähnliches Konzept wie ein heutiges Fußballstadion hatten.
Hieraus ergibt sich eine die Hauptfunktion der Bühne: Im ersten Schritt generiert sie Aufmerksamkeit und im Zweiten Öffentlichkeit. So werden Zuschauer zu einem Kollektiv geformt, indem in dessen Mitte ein verhältnismäßig kleiner Raum entsteht, welchem allerdings eine fesselnde Kontingenz innewohnt.
Im Psychodrama dient die Bühne nach Soppa (2004) dazu, den Ort der psychischen Handlung darzustellen. Auf ihr manifestiert sich der innere Konflikt des/der ProtagonistIn und findet seinen Weg nach draußen (S.29). Aus diesem Grund sollte während des Spiels niemand die Gruppe verlassen oder hinzukommen, um den schützenden Raum der Bühne zu wahren (vgl. Ameln et all, 2004, S. 18).
In diesem Zusammenhang ist genauer auf die Dimension des Raumes einzugehen, da nun als eine weitere Funktion der Bühne, die Abbildung des Erlebensraums des Protagonisten in den realen Raum, hinzukommt.
- Der reale Raum, welcher mit allen Sinnen wahrnehmbar ist
- Der imaginäre Raum, welcher die Widerspiegelung des Erlebensraums des Protagonisten ist.
- der soziale Raum als Interaktionsebene des Gruppengeschehens
So wird der imaginäre Raum in den realen Raum hinein transformiert und der Erlebensraum des Protagonisten wird wiederbelebt. Allerdings verschmelzen die drei oben genannten Räume miteinander, da man sich in ihnen zur gleichen Zeit aufhält.
Somit kann die Raumsynthese als eine weitere Funktion der Bühne angeführt werden, da sie, um es auf den Punkt zu bringen, einen Schnittpunkt von innerer und äußerer Welt bildet.
Die Bühne ist ein meist klar bestimmter, strukturierter Raum, der dem Protagonisten und dem Spielleiter zur Verfügung gestellt wird und eine freie Entfaltung ermöglicht. Durch die Abgrenzung und Distanz zum Publikum wird eine störungsfreie Entwicklung der Szene ermöglicht.
Es gibt aber auch Formen der Bühne, die Distanz zwischen der Bühne und dem Zuschauerraum überwinden. Beispielsweise kann die Bühne zeitweise in den Zuschauerraum verlagert werden oder Zuschauer können auf die Bühne geholt werden.
Auch psychisch bietet die Bühne dem Schauspieler Stabilität, da er durch die Eingrenzung seiner Spielfläche Sicherheit erhält und sich allein seiner Rolle und der Szene widmen kann. Meistens ist die Bühne erhaben, was dem Zuschauer die Sicht erleichtert und die Blicke in die richtige Richtung weist. Dieser Aspekt verleiht dem Schauspieler eine Erhabenheit, wodurch er sich noch mehr vom Publikum abgrenzen kann und seine fiktive Rolle voll ausleben kann.
Bezogen auf die Schule bedeutet dies für den Lehrer: er bewegt sich beim Unterricht auf einer Bühne. Dies macht es notwendig sie von Störeinflüssen zu befreien, damit sich ungestört eine Unterrichtsdynamik entwickeln kann. Weiterhin wichtig für die Unterrichtsdynamik ist es, die Raumsynthese zu nutzen, um somit die Interaktion im Sozialraum zu fördern.
Für den Schüler, im Rahmen von Referaten, die exponierte Rolle des Lehrers einzunehmen und sich auf die Bühne zu stellen, ist es die Gelegenheit sich darzustellen, aufgrund eben der aufmerksamkeitsgenerierenden Funktion dieser Bühne.
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