Was ist Psychodrama?
Das Psychodrama
Was das Psychodrama ist, wie es abläuft und was es bewirkt, läßt sich nur schwer mit Worten beschreiben. Es ist keine "verbale" Methode, bei der die Kommunikation hauptsächlich oder ausschließlich über das Medium Sprache läuft. Es ist, wie der Vater des Psychodramas, Jakob Levy Moreno, einmal gesagt hat, eine Aktionsmethode.
Im Mittelpunkt des Psychodramas stehen - genauso wie im "wirklichen" Leben - Handlungen in Szenen. Diese Handlungen finden in einer Gruppe statt. Sie laufen nicht nach einem festen Schema ab; deshalb kann man das Psychodrama auch nicht über "Konserven" lernen, bei denen man nur beobachtet, was andere tun. Wer das Psychodrama wirklich kennenlernen will, der muss schon selbst an einem Psychodrama teilnehmen. Jede Beschreibung kann nur ein schwacher Abglanz von dem sein, was im Psychodrama passiert.
So sind bereits die Begriffe und Methoden, die unter das Verfahren Psychodrama fallen, so bunt wie ein Frühlingsblumenstrauß: Stegreiftheater, Bibliodrama, Soziodrama, Soziometrie, Gruppenpsychotherapie, Playbacktheater, Lebendige Zeitung, Skulpturen, Familienaufstellung....(Schauen Sie einfach auf die Liste der häufigsten Schlagworte).
Das Psychodrama ist eine Aktionsmethode, bei der eine Gruppe von Personen zusammenarbeitet. Die Gruppe verpflichtet sich untereinander zu absoluter Vertraulichkeit.
Zur Gruppe gehört ein Psychodramaleiter. Ein Gruppenmitglied, der Protagonist, steht im Mittelpunkt. Der Leiter erarbeitet mit ihm seine Geschichte und bittet ihn, diese mittels einer Szene auf einer Bühne vorzustellen. Für dieses Spiel gibt es kein vorgefertigtes Drehbuch. Es entwickelt sich aus der Situation heraus. Hierbei hat er freie Hand, welche Szene er mit den übrigen Gruppenmitgliedern darstellen und durcharbeiten will.
Nehmen wir einmal an, der Protagonist sei ein (noch) schüchternes Erstsemester, das nach einer Statistikvorlesung mit einer bestimmten Person Kontakt aufnehmen möchte. Der Protagonist erklärt vor der Gruppe, wie die Szene im wirklichen Leben ausschaut. Er sucht sich innerhalb der Gruppe Personen, die in seiner Szene für die wirklichen Personen stehen. Im Psychodrama werden diese Personen "Hilfs-Ich" oder Auxiliary Ego genannt. Für sich kann er einen Stellvertreter (Alter Ego) aussuchen, um sich die Szene von außen betrachten zu können. Der Leiter steuert den Spielverlauf und bringt die Szene zum Abschluss.
Im Psychodrama wird nicht "nachgespielt". Durch Rollentausch kann der Protagonist in die Rolle der Person auf der Bühne schlüpfen, mit der er gerne Kontakt aufnehmen möchte und dadurch die andere Seite der Interaktion kennenlernen.
Durch das "Alter Ego" kann der Protagonist sein eigenes Verhalten und Erleben im Spiegel einer anderen Person betrachten, die ihn darstellt. Durch einen inneren Monolog kann der Protagonist einer anderen Person alles sagen, was er unter "normalen Umständen" niemals sagen würde.
Nach dem Durchspielen von einer oder mehreren Szenen kehrt der Protagonist wieder in die Gruppe zurück. Durch das Mitteilen der Gruppe, ob und wie sie ähnliches erlebt haben, dem "Sharing", helfen Sie dem Protagonisten. Der Protagonist erfährt, wie die Mitglieder der Gruppe selbst solche Situationen erlebt haben und was dadurch ihnen ausgelöst worden ist.
Mit einem Feedback der Rolleninhaber, dem sog. "Rollenfeedback" erfährt der Protagonist, was die Darsteller in den Szenen erlebt haben. Auch hier ergeben sich für ihn spannende Momente, da er ja sehr genau die Sicht des "anderen" auf sein Verhalten erfährt.
Das Psychodrama kann, richtig angewendet, dabei helfen, durch eigenes Handeln sich selbst und andere besser kennen zu lernen und darüber hinaus neue Problemlösungen und Handlungen für eingefahrene Situationen auszuprobieren.
So kann das Psychodrama dazu beitragen, bei Menschen aller Altersgruppen und Schichten spontanes und kreatives Handeln zu fördern.
Sie finden hier ein Video über eine Psychodrama- Sequenz, die Jacob Levi Moreno leitet.
Eine brauchbare Zusammenfassung liefert die deutsche Wikipedia u.a. unter den Stichworten
-> Psychodrama
-> Soziometrie
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