Eltern-Kind-Spielerunde mit psychodramatischen Elementen
von Susanne Dietenberger
Eltern-Kind-Spielerunde mit psychodramatischen Elementen für Eltern und Kinder des Asylantenwohnheims
- Ein Projekt des Moreno Instituts Stuttgart -
Seit Mitte Januar 2014 gibt es für Kinder und Eltern des Asylheims in der Schickhardstrasse in Stuttgart eine „Eltern-Kind-Spielerunde“. Initiiert wurde diese Spielerunde vom Moreno Institut Stuttgart, das ganz in der Nähe in der Gebelsbergstrasse liegt. Im Moment sind eine Mutter aus dem Irak mit ihren zwei Kindern und eine Mutter aus Syrien mit einem Kind regelmäßig dabei. Susanne Dietenberger, die die Spielerunde leitet, holt die Kinder und Mütter einmal in der Woche im Asylheim ab. Sie ist Diplompädagogin und bietet innerhalb ihres Eltern-Kind-Projekts „KiWir –Kinder und Wir Eltern“ seit Jahren Eltern-Kind-Spielenachmittage in Kindertagesstätten an.
Auf dem Weg zum benachbarten Moreno Institut werden die ersten Sprachspiele gemacht, eins zwei drei, .. ein Hut, ein Stock, ein Regenschirm…. Da zählen auch die Mütter mit. Die Spielerunde beginnt mit der Begrüßungsrunde, die eine Handpuppe, der Drache Gregor übernimmt. „Ich heiße Gregor, und wie heißt du?“ - „Ich heiße Sana, und wie heißt du?“ Sätze, die auf den ersten Blick einfach erscheinen, die aber doch fremd sind für die Mütter, die wenig oder kein Deutsch sprechenEine erste Runde Spiele oder Malen am Tisch hat zum Ziel, dass sich die Kinder „sammeln“ und ankommen können. „Tempo kleine Schnecke“, ein einfaches Spiel mit klaren Regeln, die geübt werden (müssen): würfeln, (nur) wenn man dran kommt, (nur) ein Feld vorgehen, (nur) in der Farbe, die man gewürfelt hat. Und es aushalten, dass eben auch nicht die eigene Farbe gewinnt, das ist das Allerschwierigste. In der Spielerunde keine Selbstverständlichkeiten, sondern Dinge, die jedes Mal fast wie von neuem besprochen und geübt werden müssen. Dabei müssen die Kinder emotional begleitet werden.Ein großes Blatt Papier, viele verschiedene Stifte und ein buntes Bild entsteht. Die Mütter malen da sehr gerne mit.
Kleine Sing- und Kreisspiele, die den Kindern vom Kindergarten vertraut sind, sind eine weitere Möglichkeit, Kinder und Mütter in ein gemeinsames Erleben zu holen. Wer kann das Spiel schon erklären? So dass es alle verstehen? (Die Kinder sprechen recht gut deutsch.) Und wer darf nun anfangen? Klarheit, Struktur, Regeln, Zuhören, - soziales Verhalten wird geübt. Dass Schlagen keine Lösung ist, wird auch gelernt, - von Kindern und Müttern.
Nach einiger Zeit spielt auch die schwangere Mutter aus dem Irak den „Bello“, dem der Knochen gestohlen wird und den er bellend suchen muss.
Sprachprobleme können übers Spielen gut aufgefangen werden, durch Vormachen und Tun gelingt es.
Seit einiger Zeit spielen die Kinder „Tag und Nacht“: Sie bauen sich zusammen mit den Müttern aus vielen Polstern ein Haus, mit Tür und Fenster, eine Decke dient als Dach. Betten werden gebaut, es wird Nacht und die Kinder schlafen, mit Kuscheltier und Daumen. Eine Mutter deckt sie zu. Sana, die Mutter aus dem Irak, singt ein kurdisches Schlaflied - angeregt durch mein deutsches Schlaflied „Schlaf Kindlein schlaf“ und streichelt die Kinder. Diese wollen es immer wieder hören und zugedeckt werden.
An einem anderen Nachmittag gibt es ein Schlaflied aus Pakistan, gesungen von einer Frau, die auf Einladung spontan mitkommt, sie wohnt alleine im Asylheim, ohne Kinder.
Wenn die Sonne aufgeht und die Kinder erwachen, gibt es Rosinen-Nüsse-Frühstück. Geht das Dach kaputt, kommen die Erwachsenen als Handwerker. Die Mädchen spielen „Mutter“, holen sich Puppen und gehen ins Kino. Zuletzt fliegen alle in den Urlaub, ans Meer natürlich, „nach Syrien“ und „zu Papa“.
Manchmal gibt es im Anschluss noch ein kurdisches Füße-Auszählspiel und eine Art „Blinde Kuh“, beide Spiele angeregt von Sana, der Mutter aus dem Irak.
Die Spielerunde endet immer gleich mit dem großen Schwungtuch, mit dem die Kinder „Gewitter und Sturm“ machen, oder sie wählen der Reihe nach aus, wer darunter darf, z.B. alle „die Spagetti mögen“ oder „alle Mädchen“ oder auch mal „alle Erwachsenen“.
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