Funktionieren und Glücklich sein - wie passt das zusammen?

Das ISI- Institut Hamburg veranstaltete eine Fachtagung zu verschiedenen psychodramatischen
Blickwinkeln auf Leben, Glücklichsein, Bewältigung beruflicher Anforderungen.

Der Alltag fordert uns heraus zu funktionieren. Bleibt da das Glück auf der Strecke? Gerade im beruflichen Kontext werden die Anforderungen ständig höher und bringen uns zuweilen bis an den Rand unserer Möglichkeiten. Wo bleibt da der Raum für das Glück?

In welchem Verhältnis stehen funktionieren und glücklich sein zueinander? Sollten wir beides als Einheit verstehen, die wie selbstverständlich zusammengehören oder als Alternative, die sich ausschließt oder als Polarität, in der die Spannung gestaltet werden will? Wie sieht die Grundlage aus, um gesund und mit Freude Arbeit und Leben zu bewältigen?

Diese Fachtagung beleuchteten sowohl die beruflichen wie auch persönlichen Aspekte des Themas. Es wurden Wege aufgezeigt, wie die Arbeit mit szenisch-kreativen Aktionsmethoden zu mehr Zufriedenheit und Erfolg führt. Es werden Anregungen gegeben, wie das Spannungsverhältnis zwischen Glück und Pflicht, Macht und Verantwortung, Authentizität und sozialer Realität ausbalanciert und energetisch genutzt werden kann.

Kursleitung
Paul Gerhard Grapentin, Hamburg
Hildegard Schumacher, Meersburg am Bodensee, (Hamburg)
und das ISI-Team

Kontaktdaten:

ISI - Institut für Soziale Interaktion; Bei der Christuskirche 4; 20259 Hamburg
Telefon:    +49 - (0)40 - 43 18 04 77
Fax:    +49 - (0)40 - 87 88 17 22
E-Mail: service [at] isi-hamburg [dot] org

Programm im Überblick

Freitag, 27. Januar 2012

15.00 Uhr    Anreise und Stehkaffee
16.00 Uhr    Begrüßung                       Paul Gerhard Grapentin, Hamburg und Hildegard Schumacher, Meersburg am Bodensee, (Hamburg)
16.20 Uhr    Eingangs-Soziometrie      Ute Prahl, Heide/Holstein und Alfred Hinz, Hamburg
17.30 Uhr    Dialog-Vortrag: "Funktionieren und Glücklich sein - wie passt das zusammen?"  Prof. Dr. Ferdinand Buer, Münster und Dr. Christoph Hutter, Münster | Der Forschungsstand szenisch-kreativer Arbeitsweisen als Grundlage professioneller Beziehungsarbeit.
20.00 Uhr    ein rauschendes Fest mit festlichem Buffet und Tanz mit DJ Hildegard Schumacher, Meersburg am Bodensee, (Hamburg)

Samstag, 28. Januar 2012

09.30 Uhr    12 Workshops zum Thema (siehe unten)
12.30 Uhr    Mittagspause mit Imbiss
14.00 Uhr    Soziodrama im Plenum     Ute Prahl, Heide/Holstein und Alfred Hinz, Hamburg
16.00 Uhr    Playbacktheater Bremen  Katharina Witte, Bremen und Ensemble
17.30 Uhr    Verabschiedung               Paul Gerhard Grapentin, Hamburg
18.00 Uhr    Ende

Workshops (jeweils dreistündig)

Workshop 1
Präsent durch Playback
Katharina Witte, Bremen
Die Freude, sich selbst im Spiel zu erfahren, verbunden mit dem Effekt, die eigene Präsenz- und Begegnungskompetenz zu erweitern – eine ideale Verbindung von Glück und Funktion.
Aber vor der Freude liegt vielleicht die Angst sich zu zeigen.
Dieser Workshop nimmt die Angst durch spielerisches Heranführen an die Bühnenarbeit.
Außerdem gibt es einen Einblick in die Grundlagen des Playbacktheaters. Einige Spielformen werden erarbeitet und es werden die Einsatzmöglichkeiten des Playbacktheaters in Unternehmen vorgestellt.

Workshop 2
Die Soziometrie von Glück und Zufriedenheit in der Arbeitswelt (Aufstellungsarbeit)
Roswitha Riepl, Wien
Der arbeitende Mensch erlebt sich als glücklich, erfüllt und zufrieden, wenn er in seiner Funktionalität zu einem gelungenen Zusammenspiel in der Organisation beitragen kann. Allerdings ändern sich gegenwärtig die Strukturen von Wirtschaft, Organisationen und Teams laufend, sodass eine Anpassungsleistung daran für den Einzelnen als immer schwieriger erlebt wird.
Mir erscheint es für Coaching und Supervision wichtig, dieses Grunddilemma aufzuzeigen, damit der arbeitende Mensch die Chance erhält, sich dazu zu positionieren. Somit kann konkreter Handlungsspielraum geklärt und die eigene Funktionalität dort eingesetzt werden, so sie noch Sinn macht. Darüberhinaus wird der arbeitende Mensch vor übermässiger Psychologisierung geschützt. - Mittels Aufstellungsarbeit kann die belastende Situation für den arbeitenden Menschen sichtbar gemacht, benannt und nachgebessert werden.
Für die beschriebene Thematik habe ich ein eigenes kleines Aufstellungsmodell für die Arbeit im Einzel- oder Gruppensetting (stranger group) entworfen. Anhand eines Beispiels einer/s Teilnehmer/in wird dieses Modell demonstriert, analysiert und zur Diskussion gestellt. In der Diskussion wird auch der State of the Art der Psychodramatischen Aufstellungsarbeit besprochen.

Workshop 3
Life-Coaching als Ort der Besinnung. Was Fach- und Führungskräfte dazu bewegen kann, gute Arbeit zu leisten.
Prof. Dr. Ferdinand Buer, Münster
In Supervision und Coaching geht es darum, Fach- und Führungskräfte zu begleiten, gute Arbeit zu leisten. Dabei sind immer wieder „richtige“ Entscheidungen zu fällen mit gravierenden Folgen für die Mitwelt, die Umwelt, oft auch für die Nachwelt. Das verlangt nach einer klaren moralischen Orientierung. Es geht dann aber nicht nur darum, Schaden zu vermeiden, sondern vor allem darum, Freude, Wohlbefinden, Zufriedenheit, Glücklich sein zu befördern. Glückt diese Arbeit, dann kann man selbst glücklich sein. Ein Coaching, in dem sich die Klient/innen darauf besinnen, wie sie in ihrer Arbeit moralische Wertorientierung und Glücksstreben verbinden können, nenne ich „Life-Coaching“.
Im Workshop soll es darum gehen, die eigenen Moral- und Glücksvorstellungen bezogen auf die eigene Arbeit als Supervisor/in, Coach, Psychotherapeut/in … zu thematisieren. Ich sehe mich als Moderator eines solchen Dialogs. Danach soll gezeigt werden, wie mit den Themen Moral und Glück in Supervision/Coaching umgegangen werden könnte.

Workshop 4
Als Mann und Vater glücklich sein? Ein Workshop nicht nur für Männer
Dr. Christoph Hutter, Münster
Wir brauchen kraftvolle Männer und kraftvolle Väter: Als Freunde und Partner, als Väter, Söhne und Mentoren…
Und doch zeigt sich das Männer- wie das Väterbild heute vielfach verletzt:
• Das Patriarchat hat schmerzhafte Spuren hinterlassen,
• die Emanzipation hat Männerrollen spürbar verunsichert,
• Krieg und Nachkriegszeit haben das Väterbild nachhaltig erschüttert,
• das Spannungsfeld zwischen Beruf und Familie ist eine bleibende Herausforderung, ohne derzeit sichtbare befriedigende Lösungen
• und im Fall einer Scheidung wird für Männer, Frauen und Kinder schmerzhaft spürbar, dass Väter oft keinen guten Platz finden.
In dem Workshop werden wir nach den Verletzungen der Männer- und Väterrolle UND nach ihrer Kraft zu fragen. Es soll darum gehen die Sprachen zu entdecken, in denen Männer kommunizieren und es soll darum gehen, was Männer in Freundschaft und Partnerschaft, in Beruf und Familie brauchen, um zu funktionieren UND um glücklich zu sein.
Zu dieser Suche ergeht herzliche Einladung an Menschen, die professionell mit Männern und Familien zu tun haben, an Männer und an Frauen.

Workshop 5
Humor auf dem Weg zum Glück?
Prof. Dr. Thomas Schwinger, Darmstadt
In diesem Workshop soll es um denjenigen Standort in Lebensszenen gehen, der humorvolle Freundschaft mit den Verhältnissen erlaubt. Wie ist dieser Standort zu finden? Was zeichnet ihn aus? Was ist dafür aufzugeben? Das wird szenisch bearbeitet.

Seneca lehrt: "Glücklich ist, wer mit den gegenwärtigen Umständen, wie immer sie sind, zufrieden und seinen Verhältnissen freund ist" (De vita beata, VI). Die Umstände nicht zu feiern oder zu beklagen, dazu verhilft der Humor; verdeutlicht in des Amtsrats Zihal Hochzeitsansprache: "Glücklich ist nicht, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist; so etwas kann überhaupt nur in einer Operette vorkommen. Eine derartige Auffassung würde nicht weniger wie ein Unterbleiben der Evidenz bedeuten, beziehungsweise als solches anzusehen sein. Glücklich ist vielmehr derjenige, dessen Bemessung seiner eigenen Ansprüche hinter einem diesfalls herabgelangten höheren Entscheid so weit zurückbleibt, dass dann naturgemäß ein erheblicher Übergenuß eintritt.“ (Im Schluss der "Strudlhofstiege" von Heimito von Doderer).

Workshop 6
Systemische Stellvertreteraufstellungen in Supervision und Coaching
Gundula Zierott, Hamburg
In Beratungssituationen geht es zunächst einmal darum, ein gemeinsames Verständnis von dem zu gewinnen, was den Supervisanden oder Coachee bewegt. Aufstellungen mit Stellvertreter-Figuren können diesen Verstehensprozess auf vielfältige Weise bereichern: Beziehungssituationen können visuell verdeutlicht werden, innere Ambivalenzen können durch die Aufstellung des „Inneren Teams“ erkundet werden, Auswirkungen von strukturellen Veränderungen lassen sich auf einen Blick erfassen, Hypothesen können spielerisch erprobt werden. So erleben wir in der Supervision viele verschiedene Wirklichkeiten, die wir mit systemischen Stellvertreteraufstellungen verdeutlichen. Dadurch gelingt es meist, schnell zum Kern eines Problems vorzudringen, Missverständnisse zu meiden oder auch Unbewusstes sichtbar zu machen.
Ich arbeite gern mit den von Gunter König entwickelten Inszenario-Figuren. Sie sind einfach und schlicht gestaltet und laden Kunden ein, Ihre Wahrnehmung von Strukturen in der Außenwelt (Team, Organisation etc.) als auch innere Bilder zu visualisieren und als veränderbar zu begreifen.
In diesem Workshop lade ich Sie ein, mit Inszenario-Figuren zu stellen. Gern nutze ich dabei auch Ihre Fälle, um verschiedene Einsatzmöglichkeiten zu zeigen und zu diskutieren.

Workshop 7
Geglückte Vernetzung - Netzwerke verstehen und erfolgreich moderieren und managen
Dieter Bensmann, Hamburg
Im Workshop geht es darum, Chancen und Bedingungen für erfolgreiches Networking realistisch kennenzulernen.
Ausgehend von den Netzwerkerfahrungen der Teilnehmenden werden im Workshop anschaulich und praxisnah Antworten auf folgende Fragen ausgetauscht:
Wann sind Netzwerke erfolgreich?
Wie lassen sie sich steuern?
Was kann ich tun, um Netzwerke wirksam zu moderieren?

Der Workshop wird als Netzwerksimulation durchgeführt.

Workshop 8
Psychodrama: ein "Glücksspiel". Glücksgefühle als Hinweis auf ein geglücktes (therapeutisches) Spiel
Drumi Dimtschev, Hameln
Auf die Frage, was das Ziel vom Psychodrama wäre, antworteten Jakob und Zerka Moreno meist mit einem Begriff: Integrationskatharsis. Darin sind sowohl das Erleben der "Reinigung", der Befreiung und des Loslassens wie auch der Integration oder des Ganzwerdens enthalten: beides wichtige Aspekte des Glücklichseins im Sinne östlicher Weisheit. In diesem Workshop besteht die Möglichkeit im Rahmen von kurzen Spielsequenzen eigene Erfahrungen zu machen wie auch über das Thema in der Gruppe zu diskutieren.

Workshop 9
Lebensfreude statt Burnout?
Dr. Susanne Kunz-Mehlstaub, St. Gallen/Schweiz
Das Burnout-Syndrom bezeichnet einen Zustand innerer Leere, seelischer und körperlicher Verausgabung. Das Weben eines Netzes aus Arbeit und Vergnügen mit Freude und Kreativität ist eine wichtige Vorrausetzung für Zufriedenheit und Glück. Mithilfe von Agendadiagnostik, Humor, „inneren Landkarten“ und Entwicklung von Zukunftsperspektiven werden individuelle Auswege angedacht.
Mit psychodramatischen Methoden möchte ich Ihnen in diesem Workshop gern einige Anregungen und Tipps zur Stressprophylaxe vermitteln.

Workshop 10
Neurobiologische Aspekte zur Psychodrama-Therapie
Dr. Ulrike Fangauf, Hofheim am Taunus
Wie werden im Gehirn Erfahrungen gespeichert? Retraumatisieren wir unsere PatientInnen durch aufdeckende Therapie? Wie geschieht Heilung, wenn wir doch die Vergangenheit nicht ändern können? Was sagt Moreno zu diesen Fragen und was die Neurowissenschaftler?

Workshop 11
Wie funktioniert das Glück der Kreativität? - Therapeutische Arbeit mit Märchen
Herta Schemmel, Hamburg
In Märchen finden wir Motive, die sich auch in Therapien als Aufgabe stellen: Da gilt es, sich auf einen längeren Weg zu begeben, Hindernisse zu überwinden, sich auf Neues kreativ einzulassen.
Märchen spiegeln menschliche Erfahrungen, welche Haltungen es braucht, damit so ein Prozess glückt.
Wir werden mit Märchenszenen experimentieren und versuchen, einen Transfer zu psychotherapeutischer Arbeit herzustellen. Es wird sich zeigen, ob es uns gelingt die Frage zu beantworten, die der Workshop im Titel trägt.

Workshop 12
Glückskinder!? - Vom Funktionieren und Glück in der Kindheit
Ute Binnenbruck, Hamburg
Unsere Vorstellung von der glücklichen Kindheit hat häufig mehr mit Verklärung als mit dem tatsächlichen Befinden von Kindern zu tun. Zwar können Kinder das Spiel unmittelbarer leben und genießen. Sie sind aber enormen Anforderungen der Gesellschaft ausgesetzt. Für kein anderes Lebensalter gibt es so viele Leistungsparameter. Wie gelingt es Kindern, den Weg zwischen Glück und Anpassung zu finden?
Ich möchte mit Aufstellungen des „Kulturellen Atoms“ die Bandbreite an Rollen im Glück und im Funktionieren erkunden. Der Focus soll dabei auf zwei Aspekten liegen: einerseits soll unsere (erwachsene) Sicht auf die Kindheit überprüft werden und andrerseits werden die Besonderheiten des Psychodramas mit Kindern vorgestellt und ausprobiert.

Literatur

Buer, Ferdinand | Schmidt-Lellek, Christoph
Life-Coaching in der Praxis. Wie Coaches umfassend beraten. (2011)
Erscheinungsdatum: Okt. 2011

Buer, Ferdinand | Schmidt-Lellek, Christoph
Life-Coaching. Über Sinn, Glück und Verantwortung in der Arbeit (2008)
ISBN 3525403003

Hüther, Gerald | Schmid, Bernd
Der Innovationsgeist fällt nicht vom Himmel; Kreativität in Menschen und Organisationen aus neurobiologischer und systemischer Sicht (2009)
in: OSC Sonderheft 3 | 2009 S. 126 ff
Neurowissenschaften

Hutter, Christoph
Psychodrama als experimentelle Theologie. Rekonstruktion der therapeutischen Philosophie Morenos aus praktisch-theologischer Perspektive. (2000)
ISBN 3825846660