Gaza 2: Jedes vierte Todesopfer des Gaza-Krieges ist ein Kind

UNICEF: 500 tote Kinder im Gaza-Krieg

Bekannte Todesopfer im Gaza-Konflikt

Stand

Palästinenser

Israelis

Gesamtzahl

09.07.2014

35

0

35

10.07.2014

80

0

80

11.07.2014

114

0

114

12.07.2014

126

0

126

13.07.2014

168

0

168

14.07.2014

178

0

178

15.07.2014

194

0

194

16.07.2014

214

1

215

17.07.2014

230

1

231

18.07.2014

268

2

270

19.07.2014

336

5

341

20.07.2014

375

20

395

21.07.2014

479

27

506

22.07.2014

599

28

627

23.07.2014

697

37

734

24.07.2014

789

37

826

25.07.2014

857

39

896

26.07.2014

924

42

966

27.07.2014

999

46

1045

28.07.2014

1065

47

1112

29.07.2014

1118

56

1174

30.07.2014

1263

59

1322

31.07.2014

1373

59

1432

01.08.2014

1439

66

1505

02.08.2014

1525

66

1591

03.08.2014

1717

67

1784

05.08.2014

1814

67

1881

06.08.2014

1843

67

1910

Quelle: UN Gaza Emergency Situation Reports

 

Uns  fehlen die Worte zu diesem sinnlosen und menschenverachtendem Krieg…,deshalb“einfach“nur Zahlen.

 

Szenen in Gaza  -  Reisebericht von Agnes Dudler und Stefan Flegelskamp

Februar 2015

 

Agnes und ich reisten am Karnevalsonntag wieder über den Checkpoint Eretz nach Gaza ein. Im November 2014 mussten wir die Reise am letzten Tag vor dem Abflug absagen, da die Sicherheitslage in Gaza zu gefährlich erschien. Die Woche im November war sehr unruhig in Israel und Palästina; Ausschreitungen in Jerusalem am Tempelberg, Grenzschließung nach Raketenbeschoss aus Gaza und dann wurden ein Tag vor der Abreise Bombenattentate innerhalb Gazas gemeldet. Es war eine sehr schwere Entscheidung, aber traumatisierten Menschen wollten wir nicht mit eigener Angst begegnen und aus der langjährigen therapeutischen Erfahrung mit traumatisierten PatientInnen wissen wir, wie wichtig die Themen Grenzen und Belastbarkeit sind. Wir hatten die Wahl zu reisen oder eben nicht und haben uns schweren Herzens dagegen entschieden, aber die Menschen in Gaza haben keine Wahl, sie sitzen im größten Gefängnis der Welt.

Die rote Clownsnase sollte die Situation an der Grenze versuchen zu modifizieren, den Wahnsinn versucht der Rheinländer mit Karneval und Humor zu begegnen oder die brutalen Realitäten mit paradoxem Ideen beantworten. Die Einreise stellte diesmal kein Problem dar, alle „Permits“ lagen vor und reibungslos kamen wir frühmorgens schon in Gazastadt an. Die Gruppe erwartete uns schon mit viel Vorfreude und wir wurden herzlich begrüßt.

Diesmal sollte im Focus der  Weiterbildungswoche die psychodramatische Arbeit mit (Tier) Symbolen in der Einzeltherapie mit traumatisierten Kindern stehen und uns war bewusst, dass wir dies  TherapeutInnen vermitteln würden , die gerade selber erst einen Krieg überlebt haben. Voraussetzung für jede Trauma- Arbeit ist die Selbststeuerung und die Wiedergewinnung von Kontrolle und Selbstwirksamkeit mit dem Ziel dem Trauma im eigenen Leben eine Bedeutung zu geben.

Große Worte und klasse Theorie, aber das Leben geht weiter, auch in Gaza, und kein Mensch wollte jetzt, ein halbes Jahr nach dem Krieg wirklich zurückschauen auf die frischen Wunden. Weiterleben, weitermachen, weiter……..

Wir haben zerstörte Häuser gesehen und von Toten gehört, aber die allgemeine Stimmung war wie immer und dies hat uns sehr beschäftigt. Was für uns mehr zu spüren war, war die Hoffnungslosigkeit der Menschen. Der dritte Krieg in wenigen Jahren und kein Funken Hoffnung, kein Politiker mit einer Idee: “ vielleicht für die nächste Generation, für unsere Kinder, für uns gibt es keine Hoffnung“ bekamen wir öfters zu hören.

In dieser Lage, wie der/die Psychodramatiker/In sagt, hilft  SPIELEN.

Zur Erwärmung sollten sich alle TeilnehmerInnen ein Schleichtier aussuchen und sich im Rollentausch vorstellen. Wir explorierten die „Tiere“ nach ihren Stärken und Bedürfnissen. Schnell wurde in den Tierrollen Macht, Sicherheit, Stärke und Kontrollthemen sichtbar.

Im gesamten Verlauf der Woche wurden immer wieder von Agnes Atemübungen angeleitet und eingeübt, welche sowohl den TeilnehmerInnen halfen und auch für die Arbeit mit den Kindern Anwendungen finden können.

In eindrucksvollerweise übernahmen die Kolleginnen und Kollegen Kinderrollen von aktuellen Patientinnen und ihnen wurden verschiedene psychodramatische Techniken der Einzeltherapie mit Kindern vorgestellt.

Die Teilearbeit, das Rollenspiel mit einem Kind, das Rollenspiel mit Mutter und Kind und das Symbolspiel wurden an Hand von aktuellen Fällen demonstriert.

Immer wieder wurden dabei die zentralen Haltungen vermittelt:

  • Folge dem Kind und leite es
  • Achte die vom Kind gewählten Rollen und Symbole und exploriere sie
  • Respektiere die Symptome als Ausdruck der Selbsthilfe
  • Vertraue der kindlichen Intuition

Es wurde zwei Mädchen vorgestellt, deren Verhalten nach dem Krieg zwischen Rückzug und Aggression pendelt. Ein Kind wünschte sich eine Geburtstagsszene in der Prinzessinnenrolle und der Therapeut sollte als Clown alle zum Lachen bringen.  Was für eine grandiose Lösung des Mädchens, endlich wieder Lachen und Freude empfinden und auch im Mittelpunkt stehen, nicht Krieg , Trauen und Verlust.

Ein anderes Mädchen, beide Eltern sind im Krieg verstorben und sie lebt jetzt bei dem Onkel, kam als Jaguar (aggressiver Anteil) immer mehr in der Schule in Schwierigkeiten. Den Jaguar als schützenden Anteil vor der Trauer und Schuldgefühlen zu erleben, öffnete einen neuen Weg in der Behandlung des traumatisierten Kindes.

 

Und immer wieder übte die Gruppe in Untergruppen in einer Ernsthaftigkeit und Spielfreude, die uns beim Zuschauen  tief bewegte.

Hochzufrieden endete die Woche, die TeilnehmerInnen fühlten sich in ihrer Therapeutenrolle gestärkt (Selbstwirksamkeitserwartung) und hatten viele neue Ideen für die praktische Arbeit gesammelt.

Aber unsere wichtigste Rolle ist immer wieder Zeuge sein für das, was in Palästina passiert.

Zurzeit entwickeln wir ein Programm mit Enas zusammen, welches die TeilnehmerInnen in Schulklassen zur Resilienzförderung der Kinder anwenden können.

Wir können erst im November wieder nach Gaza reisen, dann wird Dorothea Ensel unser Team verstärken. Bis dahin versuchen wir für alle TeilnehmerInnen einen Kindertherapiekoffer anzuschaffen, mit Schleichtieren und Tüchern zum mobilen Einsatz in Familien und Schulen.

Spenden können Sie weiterhin gerne …