Grundprinzipien der Psychodynamik in der Gruppe
Grundprinzipien der Psychodynamik
in der Gruppe
von Raoul Schindler (1957)
Die hier vorgelegten Anschauungen basieren auf Beobachtungen im Rahmen der klinischen Gruppentherapie mit Neurosen, Psychosen und deren Angehörigen, also auch sogenannten Normalpersonen, die wir im Zuge der »bifokalen Gruppentherapie« betreuen; darüber hinaus auch auf Erfahrungen mit Jugendlichen von 6-15 Jahren im Wiener Therapie-Heim, das mit stationärer psychotherapeutischer Betreuung neurotischer und neurotisch-verwahrloster Jugendlicher befaßt ist. Das ziemlich breite Spektrum dieser Grundlagen läßt annehmen, daß die allgemeinen Vorgänge in all diesen Gruppen nicht spezifischen Anlässen folgen, sondern Grundprinzipien der Gruppendynamik darstellen. Deshalb seien sie zur Diskussion gestellt.
Unser Untersuchungsgegenstand, die Gruppe, ist primär ein psychologisches Phänomen. Es entsteht, wenn sich einzelne Menschen aus einer unverbundenen Menge gegenüber einem gemeinsamen Ziel in einer Aktion zusammenschließen, z. B. schon dann, wenn eine Gruppe von Zuhörern über eine Ungeschicklichkeit des Vortragenden zu lachen beginnt und sich gemeinsam unter der Vorstellung eines allgemeinen "Man tut so etwas nicht" gleichzeitig ein wenig deshalb geniert. Es erlischt, wenn die verbindende Dynamik aufhört, gleichgültig ob die Menschen selbst nun auch räumlich auseinandergehen oder beisammenbleiben. Es hinterläßt Spuren, wenn es einmal eine gewisse Zeit wirksam bestanden hat: einen neuen Stil und eine hierarchische Ordnung, die nun auch durch äußere Zeichen (Rangabzeichen) sichtbar gemacht und fixiert wird. Nun ist ein soziologisches Phänomen daraus geworden, eine Gesellschaft mit stabilen Konventionen. Das ist aber nicht mehr Gegenstand unserer Untersuchung.
Dieses psychologische Phänomen »Gruppe« ist wegen seines dynamischen Charakters und des fluktuierenden Übergehens in andere Zustände schwer zu beobachten und entgleitet auch leicht, sich mit anderem mengend, dem Versuch der Beschreibung. Es drohen vor allem Verwechslungen nach der Richtung der panisch-erregten Masse (Trotter, Tarde, Le Bon, Sighele, Espinas, Alverdes, McDougall, Geiger, Dewey, Allport), deren Wesenszug durch die regressiv-herabgesetzte Bewußtseinsverfassung bestimmt ist, wie auch nach der Richtung der statisch-konventionellen Gesellschaft, die einen organisierten Rahmen für die individuelle Dynamik der Einzelnen gibt (Soziologie, Feldtheorien, zum Teil Soziometrie). Erst die psychologische Beschäftigung mit der Gruppe im Zuge der Gruppentherapie hat unsere Aufmerksamkeit auf die eigentümliche Eigendynamik dieses, im allgemeinen kleinen, Kollektivgebildes gelenkt. Diese ist nämlich keineswegs auf ein Kräftespiel zwischen Führer und Gruppe beschränkt, basiert aber auch nicht auf einem kontinuierlichen hierarchischen Ranggefälle vom ersten bis zum letzten, wie es manche Bilder aus der Tierpsychologie, z. B. die Alpha-Omega-Reihe am Hühnerhof (Schjelderupp) nahelegen.
Soziometrische Untersuchungen lassen immer wieder vier Positionen deutlich werden, die sich durch die Menge der ihnen zukommenden effektiven Beziehungen unterscheiden und auch eine qualitative Charakteristik zeigen. Indem wir in eine Gruppe eintreten, müssen wir eine der vier Positionen einnehmen und eine »Rolle« in ihr spielen. Ich möchte nun zeigen, daß diese Positionen nicht nur ihre Bedeutung für das Schicksal und Wohlgefühl der einzelnen Persönlichkeit in der Gruppe haben, sondern daß ihnen auch eine dynamische Bedeutung im Zuge eines eigenen affektiven Ablaufs innerhalb der Gruppe zukommt. Dies kann durch soziometrische Untersuchungen nicht dargestellt werden, sondern wird erst einsehbar, wenn man gleichzeitig tiefenpsvchologischen Einblick in die Vorgänge des Unbewußten der Gruppenmitglieder hat. Versuchen wir durch eine Analyse der einzelnen Positionen ihre dynamische Bedeutung für die Gruppe zu zeigen:
Die Alpha-Position: Wer sie einnimmt, repräsentiert die Gruppe in ihrer Dynamik nach außen, er ist, der »Führer« der Gruppe. Am klarsten tritt das dort hervor, wo er als Führer im Zweikampf mit dem Führer der Gegengruppe das Schicksal der Unternehmung bestimmt. Sein Erfolg oder Mißerfolg gilt dann für die gesamte Gruppe. Es ist gewiß kein Zufall, daß der Zweikampf der Feldherrn als Entscheidungsmoment einer Schlacht mit der quantitativen Zunahme der Armeen verschwindet. Im gleichen Maße nimmt auch der Feldherr in seiner Alpha-Qualität ab und bekommt die statische Autorisierung aus den Rangzeichen der Gesellschaft.
Der »Alpha« hat volle Unabhängigkeit und verhält sich völlig aus sich und zu sich, denn seine Ziele sind ja die Ziele der Gruppe. Er hat nur eine wirkliche Verpflichtung: er muß schicksalsanteilig mit der Gruppe verbunden sein, er muß »einer von uns« sein. Bestehen darüber Zweifel, so bemächtigt sich Angst und Unsicherheit der ganzen Gruppe, die sich bisweilen in revolutionärer Aggression auslebt. Hat er es nötig, seine Position zu festigen, dann appelliert er an diese Schicksalsverbundenheit, sei es durch feierliche Neuverpflichtung an die Urabsicht der Gruppe, sei es - in tieferer Ebene - durch Betonen eines gemeinsamen Stils, etwa in der Sprache. Der Schwur des Staatsoberhauptes auf die Verfassung ist ein symbolischer Akt dieser Sinnrichtung.
Argumentieren ist nicht Alpha-Art. Er agiert. Und zwar wendet er sich mit seinem Agieren gegen die Masse der Gamma-Individuen, als ob er in ihnen den Gegner der Gruppe vor Augen hätte. Man denke an die aggressiven und bombastischen Töne, in denen der politische Agitator seine Anhänger bearbeitet, obwohl man meinen könnte, daß er diesen doch ganz andere Affekte zuwenden würde. Aber die Gruppe, die sich mit ihrem Alpha identifiziert, erlebt sich selbst in dem gegen sie gewandten Affekt und begeistert sich daran, er gehört gewissermaßen zum Imponiergehaben der Gruppe. Ein militärischer Führer, der innerhalb seiner Gruppe mensschliches Verständnis und Verzeihen dokumentiert, wirkt darum notwendig verweichlichend auf die Kampfkraft der Truppe. Die Gruppe erwartet vielmehr von ihm, die Aggression zu spüren, die sie gegen ihren Feind wenden möchte. Die Affektivität des Alpha und seiner Gruppe ist also gegeneinander gerichtet, beide müssen einander aushalten.
Die Beta-Position: Wer sie einnehmen will, muß Sachkenntnis haben im Bereich der Interessen der Gruppe. Er muß die Gruppe beraten und sachlich anleiten, seine Ansichten mit überzeugenden Argumenten oder Erfolgen vertreten. Seine Autorität bleibt unangefochten, auch wenn er nur auf engumschriebenem Gebiet Überragendes versteht, er ist Spezialist, Fachmann. Irgendwo muß er aber - im Gegensatz zum Alpha - etwas leisten und vorweisen können. Er legitimiert sich nicht aus sich, sondern durch sein Werk.
Seine Unabhängigkeit ist eigentlich noch größer als die des Alpha. Er braucht nicht einmal schicksalsanteilig mit der Gruppe verbunden sein, kann eine andere Sprache sprechen, ja sogar über manches Treiben der Gruppe lächeln und sich beiseite halten, wenn er damit nicht provozierend verfährt. Seine Bindung an die Gruppe ist eigentlich eine indirekte, sie verläuft über den Alpha. Von diesem muß er anerkannt sein, dieser übernimmt die Verantwortung für ihn und seine Vorschläge. Er wird daher relativ leicht in den Sturz des Alpha mithineingerissen oder auch von diesem als Sündenbock für einen Mißerfolg den Affekten der Gruppe geopfert. Andernteils ist ihm schon auf Grund seiner weitgehenden Eigenart und Selbständigkeit eine nicht ungünstige Voraussetzung gegeben, einmal selbst Alpha zu sein und innerhalb der Gruppe revolutionäre Gegengruppierungen vorzunehmen. Er ist also immer bis zu einem gewissen Grade Exponent einer latenten Gegengruppe und für den Alpha gefährlich. Je mehr Alphaqualität er zur Bewältigung seiner Aufgabe bedarf, um so umstrittener ist seine Position in der Gruppe.
Die Gamma-Position: Sie ermöglicht anonyme Mitgliedschaft, das Eintauchen in die das Persönliche verdeckende Kollektivität. Man ist in ihr ohne eigene Verantwortung, man lebt in der Affektivität des Alpha, ja man nimmt den Ort ein, den das Unbewußte des Alpha verlangt. Die therapeutische Gruppe z. B. nimmt eine Gestaltung an, wie die Übertragungen des Alpha es verlangen, man vermag zumeist seine Familie in den einzelnen »Rollen« repräsentiert wiederzufinden. Als Gamma erlebt man aus der Identifikation mit dem Alpha.
Der »Gamma« trägt die manifeste Leistung der Gruppe, aber er ist nicht mit der Willensbildung dazu belastet. Er erlebt daher seine Arbeit als mühelos. Tritt Ermüdung auf, etwa durch Überforderung, dann macht sie sich als erstes durch oppositionelle Gedanken gegen die Gruppe geltend, Phantasien besschäftigen sich mit dem Austritt. Gruppenbetonendes Agieren (z. B. Absingen traditioneller Lieder oder das Erscheinen des Alpha oder sein Hervortreten, oder auch nur sein Hervortreten im Symbol, etwa das Zeigen der Fahne) erweist sich. als die bis ins Körperliche wirksame Therapie dagegen.
Das Gamma-Glied der Gruppe wendet sich affektiv gegen den »Omega« mit den gleichen Affekten, mit denen es wünscht und träumt, sich gegen den Feind zu wenden. Das bedeutet nicht, daß es gewissermaßen den Affekt, den es vom Alpha bekommt, nun an Omega weitergibt, sondern beide Extremexponenten der Gruppe dienen einer gleichgerichteten Erregungsbildung: Sowohl in der identifikatorischen Aggression gegen sich selbst, die ihm vom Alpha zukommt, als auch in der ausgelebten Aggression gegen Omega erlebt sich Gamma in »seinem« Kampf.
Die Omega-Position: Sie erfüllt eine für die Gruppendynamik wesentliche Aufgabe, eine Art Repräsentation des Feindes in der Gruppe. Sie wirkt fremd- und randzugehörig, der Gruppenneue wie auch der Unterbegabte oder Ängstlich-Unsichere ist für sie disponiert. Der Omega identifiziert sich mit dem, der sich der Gruppe zuwidersetzen vermöchte und ihr standhalten könnte, und das ist natürlich der Gegner. Er wendet sich mit seinen Affekten gegen Alpha, von dem er die Aggression gegen sich ausgehen fühlt, löst aber dadurch die Aggression der Gruppe um so leichter aus. Er entwickelt jene Eigenschaften, die dem Gegner wirklich oder in der Vorstellung der Gruppe zukommen, ohne allerdings über dessen Machtmittel zu verfügen. So muß er notwendig in der Auseinandersetzung versagen, worin ja offenbar auch seine gruppendynamische Bedeutung liegt.
Die soziale Dynamik der Gruppe (H.W. Hier fehlt ein Bild, wahrscheinlich die Grafik der vier Positionen.)
Wir sehen also, daß die Gruppe nicht nur durch eine nach außen gerichtete gemeinsame Dynamik geeint wurde, sondern daß sie auch in sich eine ständige Dynamik der Kräfte erhält (siehe Abbildung). Von der Alpha-Position fließen Affekte gegen Gamma, von diesem wiederum gegen Omega und von diesem wiederum gegen Alpha. Außerhalb dieses Dreiecks liegt die Beta-Position, von der ein ambivalenter Austausch von Affekten mit Alpha erfolgt, solange Beta nicht, aus der Latenz heraustretend, zum Gegenalpha wird. In diesem Fall läuft dann die beschriebene Dreiecksdynamik über das bisherige Beta, während das bisherige Alpha zumeist vorübergehend in die Position des Gegners abgedrängt wird. Eine solche Revolution lähmt dann die Kraft der Gruppe nach außen nicht nur hinsichtlich ihrer materiellen Mittel, sondern auch hinsichtlich der Affektivität, da diese vom bisherigen Ziel abgelenkt und gegen das bisherige Alpha gewendet wird.
In jeder Gruppe läuft eine ständige innere Dynamik ab, solange sie lebendig ist. Ihre Existenz kann sich im Ablauf der inneren Dynamik erschöpfen, das ins Auge gefaßte Gruppenunternehmen selbst braucht niemals in Gang zu kommen. Eine solche, nach außen hin praktisch unbewegte Gruppe ist ja auch zumeist die therapeutissche Gruppe. Sie bietet dem in sie eintretenden Patienten daher Ruhigstellung und Anonymität, bei gleichzeitiger Einbeziehung in eine - bis auf das Alpha - unpersönliche oder doch unverantwortete Dynamik. Wir betrachten die Gruppe daher als prävalentes Instrument bei der Psychotherapie angstüberfluteter Personen. Das sind letztlich alle Psychosen, und es war dies einer der wesentlichen Gründe, warum wir für die Psychotherapie der Schizophrenen als therapeutischen Rahmen die Gruppe gewählt haben.
Für die Führung einer Gruppentherapie wiederum scheint die Kenntnis der grundsätzlichen inneren Dynamik der Gruppe, wie sie in obigem Schema darzustellen versucht wurde, von einiger Wichtigkeit. Einige Konsequenzen seien als Beispiele angefügt.
Bei autoritärem Auftreten gerät der Therapeut notwendig in die Position des Gegners gegenüber der Gruppe. Man hat dann die Dynamik in ihrer Intensität natürlich sehr stark in der Hand, je autoritärer und provozierender man ist, desto straffer und intensiver lebt die Gruppe. Man darf sich nicht darüber täuschen, daß der jetzt zu einem hinneigende und sich identifizierende Anteil der Gruppe aus der Omegaposition kommt. Will man den »Omega« erreichen, so ist die Einstellung gut. Man soll aber nicht versucht sein, ihn mit der eigenen Autorität auszustatten und der Gruppe voranzustellen, denn das kann er auch vorübergehend nicht leisten. Der berüchtigte Vorzugschülertyp, Günstling des starken Lehrers und verachtet von der ganzen Klasse, ist ein Produkt solcher Pädagogik. Man kann auch als »Gegner« mit der Gruppe gut auskommen, wenn man Alpha gut stimmt und in seinen Ansprüchcn respektiert. Wenn man ihn freilich analytisch bedrängt, wird sein Widerstand sich im Agieren der Gruppe ausdrücken.
Verfolgt die Gruppentherapie analytische Ambitionen, so erreicht sie nur Alpha, dessen Unbewußtes allerdings tatsächlich in die Gruppe projiziert und relativ gut sichtbar wird. Dort freilich, wo der medizinische Leiter der Gruppe sich in der Alphaposition befindet, stellt sich die Gruppe nach seinem eigenen Unbewußten dar und er vermag nur sich selbst in ihr zu analysieren. Er hat in diesem Fall aber eine eminent erzieherische Chance, da sich ja das Gamma-Element der Gruppe mit ihm identifiziert. Dort, wo es gilt, die Überichgestaltung zu fördern, wäre eine solche Position daher indiziert. Das wäre also bei Verwahrlosten der Fall. Man stößt dann freilich auf eine technische Schwierigkeit, weil die asoziale Ambition dieser Patienten die Erfüllung der Schicksalsanteiligkeit schwierig macht. Immerhin wurde dieser interessante Versuch in den amerikanischen »boytowns« gemacht, und auch wir haben im Therapieheim damit experimentiert, wobei wir versuchen, die Dynamik im heimeigenen Rahmen zu halten. Der kirchliche Versuch der Arbeiterpriester ist gleicher Art. Der Priester sucht nicht mehr, dem Laien autoritär gegenüberzutreten, sondern reiht sich in die Alphaposition zu bekehrender Ungläubigengruppen ein. Dieser Versuch ist bekanntlich in Frankreich ebenfalls am Problem der Schicksalsanteiligkeit gescheitert.
Für den Therapeuten ist die Beta-Position relativ günstig zu handhaben, da er ja von vornherein als medizinischer Fachmann deklariert ist und hier auch die größte Unabhängigkeit genießt, überdies Alpha, falls er dessen Analyse anstrebt, auch über das Prinzip der latenten Gegengruppe in der Hand hat. Durch geschicktes Manövrieren kann er die Positionen der einzelnen Patienten in einem ihm vorteilhaft erscheinenden Sinne verändern. Er kann also z. B. nach und nach alle Patienten durch die Alpha-Position führen, um sie der Analyse zugänglich zu machen. Oder er kann einem in Omega-Stellung befindlichen Patienten neuen Aufschwung geben, indem er die Interessen der Gruppe in einer Richtung lenkt, die jenem das Erreichen einer Beta-Stellung ermöglicht.
Jeder Gruppentherapeut sollte auch einmal die Omega-Position erprobt haben. Die effektiven Widerstände, die man dabei zu erleben vermag, da man sie zu überwinden gezwungen ist, geben einem erst eine klare Vorstellung über die enorme affektive Bedeutung, die die Gruppenhierarchie in unserem Unbewußten tatsächlich hat. Durch das Einnehmen der Omega-Position kann man den »Feind« entlasten, was von praktischer Bedeutung ist, da es sich bei Neurosen oder Psychosen in der Regel dabei um einen Elternteil handelt. Man zieht den Konflikt damit in die Konkretisierung der Gruppenauseinandersetzung. Es ist jedoch nicht ratsam, aus einer Alpha-Stellung direkt in Omega-Stellung zu wechseln, da dies den Bestand der Gruppe gefährden und zu unkontrollierbaren Reaktionen der einzelnen Mitglieder führen kann.
Zusammenfassung: Das psychologische Kollektivphänomen »Gruppe« wird der soziologisch institutionalisierten »Gesellschaft« und der summativ unstruktuierten »Menge«, sowie der aus einer regressiven Bewußtseinsverfassung heraus handelnden panisch erregten »Masse« gegenübergestellt. »Gruppe« entsteht aus einer verbindenden Aktivität.
Jede Gruppe weist eine typische innere Dynamik auf, die von vier charakteristischen Positionen getragen wird. Dies sind die Positionen des »Führers«, »Fachmanns«, »Mitgliedes« und des »Prügelknaben«. Die Identifikation mit dem »Führer«, als innerem Repräsentanten der Gruppe, und die Aggression gegen den »Prügelknaben«, als innerem Repräsentanten des Gegenspielers (Feindes), unterhält die Aktivitätsspannung der »Mitglieder«. Wer in die Gruppe eintritt, muß eine dieser Rollen einnehmen, wobei deren spezifischer Charakter mit dem individuellen Charakter der Persönlichkeit interferiert.
Die Gruppendynamik wurde in einer Formel anschaulich gemacht, deren Kenntnis von praktischer Wichtigkeit ist.
Vortrag, gehalten auf dem Kongreß der Allgemeinen Ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie in Freudenstadt, vom 26. - 28. April 1956. Erstveröffentlichung:
SCHINDLER, R. (1957). Grundprinzipien der Psychodynamik in der Gruppe. Psyche 11, 308-314. © Copyright by Univ. Dozent Dr. Raoul Schindler
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