Migration und kulturelle Differenz im Schulunterricht
Die Situation:
Szenische Darstellungen als Methode im Politik und Wirtschaftskundeunterricht in der Abendschule für Technik. Die Studierenden sind zwischen 20 und 28 alt.
Der Film "Gegen die Wand" von Fatih Akin, der das Verhältnis von Migranten zu ihrem Herkunftsland aufgreift, wird vor dem Kinobesuch des Films besprochen. Die Studierenden erhalten den Auftrag in einer szenischen Darstellung, eine für sie typische Situation oder ein Erlebnis, welches das Thema Migration betrifft, vor ihren Mitschülern vorzustellen. Das Erarbeiten und die Darstellung von Szenen über ein Thema wurde bereits öfter geübt. Sie kennen die Möglichkeiten szenischer Darstellung und den Gebrauch von Requisiten.
Die Studierenden teilen sich in Gruppen auf und bereiten ihre Szenen vor, die alle in Deutschland spielen.
Drei Beispiele:
Szene: ein Verkaufsstand für Getränke
Ein Ungar möchte ein Getränk. Er spricht nur ungarisch. Die deutschsprechende Verkäuferin ist verdutzt und versucht aus dem Wortklang irgendetwas Verständliches herauszufiltern. Sie bemüht sich redlich ein deutsches Wort zu erkennen. Doch immer wieder das gleiche Problem, es gibt ein Missverständnis. Dank der Geduld der Verkäuferin gelingt es ihr, anhand des geschickten Deutens auf verschiedene Getränke, endlich das richtige zu entdecken. Der Kunde ist glücklich hält das Getränk hoch und wiederholt ständig das ungarische Wort hierfür, als ob er der Verkäuferin Sprachunterricht erteilen wollte. Der Witz der Darstellung liegt in dem hin und her der zwei Sprachen und dem Versuch, eine gemeinsame Sprache zu finden.
Szene: ein Kiosk
Der Verkäufer ist Migrant, der Kunde ein Deutscher mit recht unverständlichem Dialekt. Dieser bestellt ein Getränk. Der Verkäufer versucht aus dem deutschen Dialekt ein Wort in seinem Migranten- Deutsch zu entziffern. Durch die üppigen Wortspiele entsteht eine Situationskomik, die spannende Klangstrukturen hervorbringt. Die Klänge werden geduldig immer weiter in den beiden „Sprachen“ weiterentwickelt. Immer mehr deutsche Wörter werden ausgesprochen, bis der Wunsch des Kunden dem Verkäufer verständlich wird.
Szene: Die Darsteller sind selbst Migranten aus Marokko und stellen Migranten in Deutschland dar.
Sie unterhalten sich am Arbeitsplatz über ihren Tagesablauf, ihren Stress in ihrem Berufsleben, der ihnen ein komfortables Leben in Deutschland verschafft. Sie müssen ihre Familien ernähren, was sie durch ihre Arbeit als Fachkräfte auch können. Ihr Chef verlangt nun Überstunden von ihnen. Sie sind frustriert, da sie andere private Pläne vorhatten und ärgern sich über ihren Betrieb. Sie wissen aber, dass sie dieser Situation nicht ausweichen können. Auf einmal geht der eine auf den anderen zu und sagt: „ Komm wir gehen wieder zurück nach Marokko, da haben wir keinen Stress mit Überstunden, da können wir unsere Zeit einteilen, wie wir wollen, dass ist unsere Heimat. Da kennen wir dies gar nicht, in so einem Stress zu leben." Mit einem Lachen wird die Szene beendet.
Die Studierenden bestätigen nach dem Betrachten des Films, dass sie ihre Darstellungen in dem Film „Gegen die Wand“ wiederfinden. Alle Zuschauer kannten diesen Film noch nicht. In dem Nachempfinden einer typischen Situation mit Migranten, gelang es ihnen mit ihrer Kreativität, ihre Erlebnisse in einer Szene herauszuarbeiten.
Bemerkenswert war, dass die beiden Migranten in der dritten Szene, nicht eigene negative Erlebnisse in Deutschland in ihrer Rolle als Immigrant vorstellten, sondern die Vorteile des Lebens in ihrer Heimat. Ähnlich, wie dies die beiden Protagonisten im Film "Gegen die Wand" entdecken. Hier standen sich die Unterschiedlichkeit der kulturellen Werte im Verständnis von Arbeitsethik gegenüber.
Die Erfahrung mit der Verwendung von Sprache in Deutschland und die Lösungen der studentischen Darsteller zeigte eine mögliche positive Form des Umganges verschiedener Ethnien untereinander.
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Kurzfassung:
Vorbereitend zum Kinobesuch des Films „Gegen die Wand“ von Fatih Akin, werden typische Erfahrungen zum Thema Migration/Integration in Deutschland in kurzen Szenen von Studierenden dargestellt.
Abstract:
Before visiting the movie "Head on" by Fatih Akin dealing with the subject of immigration students develop short scenes. They show their own experiences with the immigration theme.
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