Das Alpha-Tier in uns - Positionen nach Schindler als diagnostische Methode für die Schule

Das Alpha-Tier in uns -

Positionen nach Schindler als diagnostische Methode für die Schule
 

Eine Gruppe aus psychologischer Sicht, ist ein Kollektiv einzelner Menschen, die sich aus einer Aktion heraus zur Erreichung eines gemeinsamen Zieles zusammenschließen.
Jede Gruppe, sei es in unserem privaten Umfeld, im Beruf oder in der Schule hat ihre individuelle Struktur, ihre individuellen Positionen und somit auch ihre individuelle Dynamik. Gruppeninterne Probleme aber auch problematisches Verhalten der Gruppe gegenüber Außenstehende
n lassen sich psychoanalytisch analysieren, deuten und therapeutisch einsetzen.

 

 

Raoul Schindler (* 11.03.1923)  Psychotherapeut, Psychoanalytiker und Psychiater aus Wien  entwickelte bereits 1955 die Soziodynamische Grundformel aus der 1957 das Rangdynamische Positionsmodell hervorging, mit welchem Schindler intergruppale Vorgänge, Befindlichkeiten und Auswirkungen auf Externe untersuchte. Die in Österreich als eigenständige gruppenpsychotherapeutische Methode anerkannte Gruppendynamik basiert auf Schindlers Überlegungen.
 
Schindler Positionen in einer grafischen Zuordnung

Abb. 1: Soziodynamische Grundformel In: Variationen des Psychodramas (1996).
 

Schindler verweist basierend auf soziometrischen Untersuchungen auf vier immer wiederkehrende Positionen innerhalb einer Gruppe, die aber einer ständigen Dynamik unterliegen können, was vor allem für den Untersuchenden, bspw. den Gruppenleiter oder Lehrer wichtig ist.
 

Alpha-Position
Der Führer der Gruppe repräsentiert die Gruppe in ihrer Dynamik nach außen. Es lässt sich oft nach Alpha 1, der Beliebteste und Alpha 2, der Tüchtigste differenzieren.
 

Gamma Position
Der Mitläufer taucht in der Kollektivität der Gruppe unter. Gammas identifizieren sich kompromisslos mit Alpha, da aus ihnen das Alpha entwachsen ist.
 

Omega Position
Der Sündenbock oder Querulant vereint die negativen Projektionen der Gruppe auf sich. Es kann aber auch derjenige sein, der gegen Alpha revoltiert und dessen Platz einnehmen möchte, auch kann er mit den Gegnern der Gruppe sympathisieren.
 

Beta-Position
Der Fachmann der Gruppe ist neutral, oft unabhängiger als Alpha und legitimiert seine Stellung eher durch Leistung als durch Persönlichkeit. Er versteht sich oft gut mit Alpha, kann aber auch schnell sein Konkurrent werden.

Der Gegner
Die äußere Macht, die das System bedroht, zumindest sind sich alle im System einig, das man gemeinsam gegen diesen Gegner auftreten muss. Auch der äußere Gegner kann wechseln. Dies können an der Schule die Eltern sein, das Schulamt, oder die externe Evaluation.

Diagnostische Anwendung
 

Doch wie kann man sich nun das Wissen um die entsprechenden Positionen in einer konkreten Gruppe, bspw. Klasse in einer Schule, zu Nutzen machen?

Der Lehrer gerät auf Grund seines notwendigen autoritären Auftretens oft in die Rolle des außenstehenden Gegners der Gruppe/Klasse. Somit dürfte klar sein, dass je strenger und provozierender er auftritt, desto eher er die Dynamik des Alphas und seiner Gammas gegen sich richtet und gleichzeitig die Omegas eher mit ihm sympathisieren.

Stattet der Lehrer nun seinerseits die Omegas mit zu viel Macht aus, anstatt sich mehr mit Alpha zu solidarisieren, kann es zum Lieblingsschüler-Phänomen kommen, was den Omega nur noch mehr zum Außenseiter macht. Eine Kooperation mit Alpha bringt den Lehrer jedoch in die Beta-Position, was vorteilhaft sein kann, da ihm hier oft die Anerkennung der Gruppe bei gleichzeitiger Neutralität und Sympathie von Alpha sicher ist.
 

Literatur:
 
- Bosselmann, Rainer/ Gellert, Manfred/ Lüffel-Leohardt, Eva (Hrsg) 1996: Variationen des Psychodramas. Ein Praxisbuch -
       nicht nur für Psychodramatiker. Meezen 1993: Christa Limmer.