Psychodrama in der Schweiz - von Helena Brem dank Mitwirkung von Elisabeth Pfäfflin, Lilo Steinmann und Roger Schaller

Geschichte des Psychodramas in der Schweiz

Moreno selber präsentiert 1957 in Zürich das Psychodrama am internationalen Gruppenpsychotherapie-Kongress und besuchte 1973 im Rahmen  des Gruppentherapie Kongresses das zweite Mal die Schweiz. Gretel Leutz, seine Schülerin, leitete 1972/73 die erste Psychodrama Gruppe in Zürich in den Räumlichkeiten von Elisabeth Pfäfflin. Co-leiter war Hilarion Petzold.

Diese erste Ausbildungsgruppe in der deutschsprachigen Schweiz stand unter der Leitung von Ralf Binswanger und Georgio Scheidegger, welche für das Moreno Institut Überlingen arbeiteten. Elisabeth Pfäfflin, welche 1979 die Arbeitsgemeinschaft für Psychodrama (Psychodrama-CH) gründete und die Schweizer Psychodrama-Szene nachhaltig prägte, bildete sich in Los Angeles bei Sandra Garfield, in Kanada und in den USA aus. Ab 1979-2007 bot sie selbst themenzentrierte Seminare und Ausbildungsgruppen an, in welche sie unter anderen Ann Hale aus den USA und Anthony Williams aus Australien als GastreferentInnen einlud. Das Schwedische Moreno-Institut begann im Jahr 1985 im deutsch sprachigen Raum mit Ausbildungsaktivitäten. Heute hat das Schwedische Moreno-Institut Ausbildungsgruppen in der Schweiz, in Deutschland, in Estland und in Indien. Das Barz Institut mit Psychodrama auf der Grundlage der jung’schen Psychologie öffnete 1991 seine Tore in der Nähe von Zürich. In der Westschweiz ist das ODeF unter der Leitung von Norbert Apter seit 1994 im Psychodrama und in der Weiterbildung für Unternehmen mittels Aktionsmethoden bekannt. GastdozentInnen in den Ausbildungsgruppen:  Marcia Karp aus England und Anne Schützenberger aus Frankreich. Das Institut für Psychodrama, Soziometrie und Rollenspiel (IPSR) wurde im Anschluss an das Anerkennungsverfahren bei der Charta 2007 gegründet.
Der Interessenverband Psychodrama Helvetia (PDH) wurde 1993 gegründet. Die erste Präsidentin war Marianne Tobler. Der Verband setzt sich für die Förderung des Psychodramas ein, wahrt die Interessen der Schweizer PsychodramatikerInnen und ist Qualitätssicherungs- und Beschwerdestelle.

2003 begann eine Arbeitsgruppe des PDH für die Anerkennung des Psychodramas in der Schweiz zu arbeiten. Dies war der zweite Versuch, dem Psychodrama den Status zu ermöglichen, welcher ihm mit seiner über 100 jährigen Geschichte gebührt. 2007 wurde die postgraduale Weiterbildung in Psychodrama-Psychotherapie von der Schweizer Charta für Psychotherapie anerkannt und der Interessensverband der Schweizer PsychodramatikerInnen (Psychodrama Helvetia, PDH) wurde deshalb als ausserordentliches Mitglied in die Charta aufgenommen. 2011 wurde vom Fachverband der Schweizer PsychologInnen (FSP) die Weiterbildung des ODeF (www.odef.ch) „Humanistische Psychologie mit dem Schwerpunkt Psychodrama“ anerkannt. Das schweizerische Psychotherapiegesetz (PsyG) von 2011 machte schliesslich eine Trennung von Ausbildungen notwendig. Es gibt Lehrgänge, die zum Beruf eines/r PsychotherapeutIn mit geschütztem Fachtitel führen und solche, die zur Anwendung von Psychodrama-Techniken im psychosozialen und pädagogischen Bereich sowie Beratung befähigen.

 

Psychodrama Psychotherapie

In der Schweiz zählt das Psychodrama zu den anerkannten Psychotherapiemethoden und die Weiterbildung kann mit der Anerkennung als „Humanistische Psychologie mit dem Schwerpunkt Psychodrama“ abgeschlossen werden. Um aber in der Schweiz PsychotherapeutIn zu werden, ist ein Quellenberuf als PsychologIn oder ÄrztIn auf Fachhochschul- oder Hochschulabschluss erforderlich. Psychodrama-PsychotherapeutInnen mit Fachtitel in Psychotherapie können ihre Sitzungen über die Zusatzversicherung der Krankenkassen verrechnen.

 

Ausbildung

Die Therapieausbildungen der Institute ODeF und IPSR in der Schweiz sind über das Psychotherapiegesetz geregelt. Sie besteht aus drei Modulen I, II, und III. Die psychodramatische Weiterbildung (Modul I und II) steht allen Berufsgruppen wie z.B. auch Sozial Arbeitenden offen und besonders die kinderpsychodramatische Weiterbildung eignet sich besonders auch für Sozial- und HeilpädagogInnen sowie Psychomotorik- und ErgotherapeutInnen. Einzig das Modul III ist speziell für PsychologInnen und  Ärzte konzipiert und nicht allen Berufgruppen zugänglich. Im ersten Modul, der sogenannten Grundstufe, die von allen KandidatInnen absolviert werden muss, lernen die KandidatInnen das Psychodrama in seiner Wirkweise kennen. Die darauf aufbauende Stufe, das Modul II, befähigt zum eigenen Leiten von Gruppen. Das Modul III ist ein psychotherapeutisches Fachspezifikum und speziell für psychotherapeutisch tätige Personen gedacht, welche sich in die Krankheitsbilder vertiefen.
 

Die Ausbildung umfasst einen theoretischen Teil, in dem psychodramatischen Grundlagen, Techniken und Methoden sowie psychodramatische Störungstheorien gelehrt werden und einen praktischen, wie etwa die eigenständige Durchführung von Psychotherapiesitzungen unter Supervision. Module und Sonderseminare können auch einzeln besucht werden und verpflichten nicht dazu, die ganze Weiterbildung zu absolvieren. Die Ganze Weiterbildung (Modul I-III) dauert minimal 4 Jahre.  

Das Kinderpsychodrama ist ein eigener Zweig der Weiterbildung. Sie wird beim IPSR im Rahmen des Modul II angeboten, kann aber auch einzeln besucht werden. Sie befähigt zum Leiten von Kindergruppen und gibt einen Einblick in die Arbeit mit Jugendlichen und der psychodramatischen Elternarbeit. Sie dauert 1.5 Jahre.

Es gibt zurzeit in der Schweiz mehrere Psychodrama Institute. Zwei davon sind das Institut für Psychodrama, Soziometrie und Rollenspiel www.ipsr.ch und Méthodes d´Action et du Psychodrame Humaniste en Suisse Romande www.odef.ch