Psychodrama-Forschung
Der DFP unterstützt die wissenschaftliche Beforschung von Beratungs- und Therapieprozessen mit den Methoden des Psychodramas. Zu diesem Zweck wurde 2011 zunächst die Evaluation als Forschungsziel vereinbart.
Evaluiert werden soll das Psychodrama im beraterischen und therapeutischen Kontext, und zwar sowohl im Einzel- als auch im Gruppensetting. Dazu führen wir in einem ersten Schritt eine Erhebung durch, die auf eine europaweite Forschungsinitiative psychodramatischer Trainingsinstitute (Federation of Psychodramatic Training Organizations Research Committee: FEPTO RC) zurückgeht.
In anderen europäischen Ländern werden Therapie-Ergebnis-Untersuchungen bereits seit einigen Jahren durchgeführt (Portugal, Österreich, Ungarn, Italien, Bulgarien, Rumänien u.a.), die sogenannten Outcome-Studies. Für diese Studien werden Daten erhoben zu Beginn, während und nach einer Behandlung. So kann der Verlauf sowie die Veränderung dargestellt werden. In der Regel handelt es sich um ein Mixed-Method-Design, d.h. es werden sowohl quantitative als auch qualitative Daten herangezogen. Dazu werden standardisierte Fragebögen genauso eingesetzt wie qualitative Interviews.
In Deutschland haben wir uns für zwei Instrumente entschieden, den CORE-OM und die Stundendokumentationsbögen für die Berater und Therapeuten. Damit soll eine möglichst gute Vergleichbarkeit bei nicht allzu hohem Aufwand für die Patienten und Klienten sowie für die Berater und Therapeuten erreicht werden.
Der CORE-OM-Fragebogen (Clinical Outcome in Routine Evaluation-Outcome Measure) ist ein standardisiertes Messverfahren, welches von dem FEPTO Research Committee als Erhebungsinstrument europaweit vorgeschlagen wurde. Es wurde von einem britischen Team um Evans (2000) entwickelt und enthält wesentliche klinische Items, die eine Veränderung durch
die Therapie erkennbar machen können. Der CORE-OM umfasst 34 Items, welche psychischen Stress erfassen. Der Fragebogen kann in unterschiedlichen Therapieverfahren eingesetzt werden, da er nicht verfahrensgebunden formuliert ist. Er findet auch Anwendung bei verschiedenen Diagnosegruppen, ist also nicht spezifisch ‚nur bei Angst‘ oder ‚nur bei Depression‘, anwendbar. Er berücksichtigt all diejenigen Faktoren, die Praktiker für die wesentlichsten im Zusammenhang mit psychischer Gesundheit halten. Der CORE-OM umfasst 4 Bereiche: Subjektives Wohlgefühl (4 Items), Probleme und Symptome (12 Items), Funktion (12 Items) und Risiken (6 Items). Der Fragebogen lässt sich in 5-10 Minuten ausfüllen. Der CORE-OM wird zu Beginn und am Ende der Beratung und Behandlung, sowie währenddessen alle 2 Monate von den Teilnehmern ausgefüllt.
In diesem Teil der Outcome-Untersuchung durch den CORE-OM-Fragebogen wird eine beratungs oder therapieinduzierte Veränderung bei den Klienten und Patienten gemessen. In Ergänzung dazu gibt es den Stundendokumentationsbogen (SDB), welcher von den Beratern und Therapeuten jede Sitzung ausgefüllt wird. Dies ist ein psychodramaspezifisches Instrument, welches den Sitzungsinhalt sowie die angewandten Techniken dokumentiert (© Stadler 2012), und auf diese Weise Veränderungsfaktoren nachvollziehbar macht.
Die aktuelle Datenerhebung erfolgt im Zeitraum von Frühjahr 2013 bis Frühsommer 2014 und soll möglichst einen gesamten Jahreszeitraum umfassen. Die ausgefüllten Stundendokumentationsbögen (SDB) sowie die ausgefüllten Fragebögen der KlientInnen (CORE-OM) werden von den Beratern und Therapeuten bis zum Abschluss des Untersuchungszeitraumes gesammelt und dann komplett an die Geschäftsstelle DFP, Koordination Datenauswertung CORE-OM gesandt. Zur Auswertung werden die
anonymisierten Bögen an die Universität Klagenfurt weitergegeben.
Das Material umfasst:
- 100 Expl. des Fragebogens CORE-OM
- Datenschutzerklärung, welche von den beteiligten Klienten und Patienten unterschrieben werden muss
- Stundendokumentationsbogen für Berater und Therapeuten
- Rückumschlag für die erhobenen Daten (Freikuvert)
Die Daten werden am Ende des Untersuchungszeitraumes von einer Kollegin an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt weiter ausgewertet. Im Hintergrund unterstützen einer der Entwickler des CORE-OM-Fragebogens und ein Psychodrama-Kollege an der Universität die auswertende Kollegin. Die Ergebnisse werden veröffentlicht in dem Sonderband der Zeitschrift für Psychodrama und Soziometrie: Empirische Forschung und Wissenschaft II (2015).
Der CORE-OM kann sehr gut mit anderen standardisierte Messverfahren kombiniert werden; sollten andere zur Anwendung kommen (z.B. Helpful aspects of therapy (HAT), Becks Depressionsinventar (BDI), Angstfragebogen (STAI), Soziales Netzwerk Inventar (SNI) oder andere) sind diese ohne Probleme in das Forschungsdesign integrierbar, soweit sie die gleiche Codierung wie der CORE-OM aufweisen.
Sollten Fragen bezüglich der Durchführung auftauchen, ist die Kontaktperson Christian Stadler (praxisstadler [at] arcor [dot] de), der die Aufgabe der inhaltlichen Koordination dieses Forschungsvorhabens übernommen hat.
Sollten Fragen zum Versand der Fragebögen ist die Kontaktadresse die Geschäftsstelle des DFP, Frau Köditz und Frau Lederer (info [at] psychodrama-deutschland [dot] de; Tel.: 0 53 21 - 31 93 25)
Christian Stadler, München
Literatur:
Chris Evans, John Mellor-Clark, Frank Margison, Michael Barkham, Kerry Audin, Janice Connell, Graeme McGrath (2000): CORE: Clinical Outcomes in Routine Evaluation . Journal of Mental Health Vol. 9, No. 3: 247-255 (doi: 10.1080/jmh.9.3.247.255)
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