Zwei alpha's in einer Klasse - die Lehrkraft leidet unter dem Machtkampf.

Mit dem folgenden Beispiel aus einer Organisationsaufstellung in einer Gruppensupervision werden Möglichkeiten im schulischen Bereich dargestellt. Hier geht es um die Beziehung der Schüler untereinander: Wer führt an, wer ist in einer Außenseiterrolle. Die Klassenstruktur wird mit Hilfe der Schindlerpositionen aufgestellt.

Die Klasse Sozialpädagogen besteht aus 23 Frauen und 2 Männern im Alter zwischen 17 und 21 Jahren.

 

Ablauf der Supervision:

Die Lehrkraft wählt aus der Gruppe Stellvertreter für wichtige Schülerinnen und Schüler aus. Sie stellt in ihrer derzeitigen Sitzordnung im Klassenzimmer auf. Mittels psychodramatischem Doppeln weist sie jeden Einzelnen in seine Rollen ein. Bei besonders prägnanten Persönlichkeiten führt sie einen Rollentausch mit dem Schüler durch. Damit sind die Stellvertreter in der Lage, die Schüler zu spiegeln. Die Lehrerin selbst hat ein Alter Ego (Stellvertreterin für sich selbst) benannt. Mit dieser Vorbereitung wird eine kurze Sequenz aus dem Unterricht gespielt . Diese verdeutlicht die Form der Auseinandersetzungen in der Klasse. Gegebenenfalls kommentiert die Lehrkraft Situationen, um sie deutlicher werden zu lassen. Das Alter Ego tauscht nun mit der Lehrkraft die Rolle und versucht diese möglichst gut zu spiegeln. Diese betrachtet vom Rand der Bühne die Szene. " Ist dies so?" fragt der Leiter. Korrekturen erfolgen.

Danach werden die Schüler in alpha (a), beta (b), gamma (g), omega (w)  - Positionen gestellt . Die Gruppe und der Leiter unterstützen auf der Basis des erlebten die Lehrkraft beim Herausfinden der Positionen.

Agenda:

  • Führer                  alpha (a),
  • Mitläufer              gamma (g),
  • Außenseiter       omega (w)
  • Fachmann/ Berater beta (b)

 Die Aufstellung:

Die Schülerin Joan, eine der besten in der Klasse und der attraktive Hans stehen in der leitenden a- Position. Trotz dieser eindeutig erscheinenden Situation ist Hanna von der Klasse als Klassensprecherin in eine a- Position gewählt worden. Die Lehrkraft glaubt, das Hanna ihre Erfahrung als Pflegehilfe zu Hause zugute kam. Sie ist in der Klasse als geduldige Helferin anerkannt. Jedoch kann sie sich kaum gegen die konkurrierenden Mitschüler Joan und Hans durchsetzen.

Die Analyse der weiteren Schüler- Positionen ergibt, dass Hanna in einer b- Position zu Joan steht. Sie konkurriert darin mit Rosa, einem forschen, dominanten Mädchen. Rosa kam aus einer anderen Klasse und nimmt zurzeit innerhalb der Klasse eine w- Position ein.

Ein weitere Schülerin, Olga, würde auch gerne eine a- Position in der Klasse einnehmen und konkurriert gegen Joan und Hans, die beiden anderen a- Positionen.


Diskussion:

Die Lehrkraft fühlt sich durch diese Konstellation erheblich in ihren Aktionsmöglichkeiten eingeschränkt. Sie verläßt die Klasse nach jedem Unterricht mit psychosomatischen Symptomen. Die Aufstellung nach Schindler- Positionen erlaubt das Erkennen und Einordnen der komplexen Klassensituation.  Weder der Klassenlehrerin noch den Schülern ist das System der Machtstruktur klar. Die Hinterfragung der Schülerpositionen erlaubt eine Klärung der Positionen. Dies hilft der Lehrkraft momentane Konkurrenzsituationen zu verstehen. Sie kann durch gezielte moderierende Einzelgespräche die Situation in der Klasse entschärfen.

Achtung:

Die Aufstellungen sind Momentaufnahmen und verschaffen Klarheit für die aktuelle Situation. Ihre Aussagekraft ist zeitlich begrenzt. Die Darstellung hier gibt einen Eindruck wieder. Sie ist daran gebunden, was der Protagonist in dem Moment des Ablaufs der Szene als wichtig erlebt.